Smetana, Janácek

T083.jpg

Friedrich Smetana
- Klaviertrio g-Moll op.15
Leos Janácek
- Klaviertrio »Kreuzersonate«

 

Preis_Kritik_Logo.gif

Preis der deutschen Schallplattenkritik


zurück zur Discographieübersicht

Rezensionen

Classics today (USA) 2000
Interpretation 10 / Klang 10

It’s common knowledge among Janácekians (Janácekers?) that the First String Quartet began life as a piano trio, most of which was either lost or destroyed. The notes included here are a little vague as to just how much of the original survived to serve as the basis of this reconstruction by Michal Hájku, but no matter. Anyone who loves this composer will certainly want to hear it, and the Abegg Trio plays with the kind of commitment and passion that the music requires. Still, it has to be acknowledged that Janácek’s final thoughts were right: no piano trio can transmit the sadness that suffuses the opening of the finale the way that muted strings can. This fascinating experiment makes a fine foil to a similarly excellent performance of Smetana’s strangely neglected single work in the trio medium. The Abegg manages to differentiate the tempos and emotional nuances of the first two movements (otherwise so similar) with notable success, and the Presto finale has an athletic vigor that comes from elasticity of rhythm and supple phrasing rather than mere speed. As usual, Tacet’s sonics are gorgeous. Definitely worth a listen.
David Hurwitz

FonoForum Oktober 1995
»Note für Note« sei ihm »glühend in die Feder gefallen«, berichtete der fast 70jährige Janácek, als er im Herbst 1923 binnen einer Woche sein erstes Streichquartett komponierte. Dabei hatte er, wie er seiner späteren Muse Kamilla Stösslovä verriet, »die arme, gequälte Frau im Sinne, über die der russische Schriftsteller Tolstoi in dem Werk ‘Die Kreutzersonate’ schrieb«. Bereits 1909 hatte die düstere Novelle, ihrerseits wiederum angeregt durch Beethovens »Kreutzersonate«, den Komponisten zu einem Klaviertrio inspiriert, das bei einem Konzert zu Tolstois 80. Geburtstag aufgeführt werden sollte. Kurz darauf überarbeitete Janácek das Trio noch einmal. Doch sowohl die Urfassung als auch die revidierte Fassung sind verschollen, wobei nicht klar ist, wann das Manuskript verlorenging. Sicher ist, daß sein Streichquartett »aus einigen Gedanken« des Trios entstand. Einige kürzlich aufgetauchte Fragmente des Trios belegen allerdings die Vermutung, daß Janácek seine »Kreutzersonate« 1923 nur neu instrumentiert hat. Der tschechische Musikwissenschaftler Michal Hájku wagte deshalb den Versuch, die Quartett-Partitur wieder zu einem Klaviertrio zu rekonstruieren. Das Resultat ist nun erstmals auf einer CD zu begutachten, gespielt vom renommierten Abegg Trio aus Göttingen. Das Ergebnis ist faszinierend und klingt absolut überzeugend. Die späte Schallplattenpremiere macht den dramatischen Gestus und die plastische Diktion der »Kreutzersonate« sogar noch deutlicher als die bekannte Version. Daran hat die mustergültige Interpretation der Abeggs natürlich einen gewichtigen Anteil, die vor allem durch ein weites Spektrum verschiedenster Klangfarben und die enorme dynamische Bandbreite überzeugt. Auch die Koppelung mit dem gut 50 Jahre zuvor komponierten Klaviertrio von Smetana ist eine gute Idee und rückt das Werk, dessen Progressivität immer noch allzu oft unterschätzt wird, ins rechte Licht. Die Klangtechnik wirkt ausgewogen und tranparent. Das Booklet ist lesenswert, allerdings kommt die Information über Hájkus Rekonstruktion etwas zu kurz.
Peter Kerbusk

FonoForum CD-Führer 95/96
Man kann trefflich darüber streiten, ob es seriös ist, aus den wenigen Skizzen und Fragmenten die »Urfassung« von Janáceks Streichquartett »Kreutzersonate«, das zunächst als Klaviertrio konzipiert war, zu erstellen (es handelt sich um die Rekonstruktion der Trio-Urfassung nach dem Streichquartett von 1923, vorgenommen von Michal Hájku). Hochinteressant und hörenswert ist das Ergebnis allemal, ob man nun das Streichquartett im Ohr hat oder nicht. Das experimentierfreudige Abegg Trio macht den Vergleich möglich. Gekoppelt ist das Stück mit einer spielerisch und intellektuell prachtvollen Darstellung des autobiographisch getönten Klaviertrios von Smetana.

Westdeutscher Rundfunk Forum der Musik 17.6.1995
... Umso mehr hat mich das erschütternde Klaviertrio g-Moll beeindruckt, mit dem sich Smetana einst den Schmerz über den Tod seines viereinhalbjährigen Töchterchens von der Seele schrieb. Selten habe ich das Abegg Trio emotional engagierter gehört, alle drei Ensemblemitglieder haben halt selbst Kinder und spielen, als seien sie persönlich von dem sinnlosen Schicksal betroffen. Das Ergebnis ist große Kunst und nicht zuletzt dem Geiger Ulrich Beetz zu danken, der sich hier an Lupenreinheit, Intensität und schmerzlicher Süße des Tones schier selbst übertrifft. Ich meine, organischer, inspirierter, differenzierter kann man das kaum spielen, und am Ende ist die Ergriffenheit auf unserer Seite.
Ekkehart Kroher

zurück zur Discographieübersicht