Dvorák: Klaviertrios

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Antonin Dvorák
Sämtliche Klaviertrios CD I
- Klaviertrio B-Dur op.21
- Klaviertrio e-Moll op.90 »Dumky-Trio«

 


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Antonin Dvorák
Sämtliche Klaviertrios CD II
- Klaviertrio g-Moll op.26
- Klaviertrio f-Moll op.65

 

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Rezensionen

Classics today (USA) 2000
Interpretation 10 / Klang 10, Referenzaufnahme
The ABEGG Trio is a terrific group, and its recordings for Tacet have been almost uniformly outstanding. This Dvorák CD is no exception. They play with scrupulous attention to detail, excellent balances, gorgeous tone, and most importantly (for the »Dumky« Trio particularly), a welcome lightness of texture and enlivening sense of rhythm. The problem with the »Dumky« is one of differentiation: its six movements can take on a monotonous sameness if the players fail to make the most of the contrasts within each. Fortunately, the Abegg Trio seems to be aware of this pitfall - while adopting swift tempos overall, the ensemble leaves plenty of margin not only between quick and slow tempos within a movement, but also between them. Thus, the first movement and finale’s Lento maestoso isn’t the same as the second movement’s Poco adagio, or the third movement’s Andante. The Trio in B-flat, Dvorák’s first, is one of his most successful early chamber works, full of good tunes effectively scored for the three players. Once again the ABEGGs turn in performances that are second to none. They’re particularly effective in the second movement’s Adagio molto e mesto (sad), which has a tender poignancy that never becomes maudlin. Sonics are, as always with Tacet, state of the art.
David Hurwitz


 Scala Mai 2000
Unter den vier erhaltenen Klaviertrios Dvoráks – zwei hat er vernichtet – ist das dritte in f-Moll von 1883 das ehrgeizigste und strukturell bedeutendste. Seine Dramatik, sein dichter, an Brahms orientierter Klaviersatz, seine lapidare Thematik geben dem Stück symphonisches Gewicht. Die drei Abeggs treffen den leidenschaftlichen Zug des Werkes, seine überredende Ausdruckshaftigkeit mit jener Verve, die sie dem früheren, gewiss weniger bedeutenden Stück in g-Moll ein wenig schuldig bleiben. Dass die Streicher gegenüber der pianistischen Vollgriffigkeit gelegentlich ins Hintertreffen geraten, ist wohl kaum vermeidbar. Eine sehr überzeugende, packende Leistung.
Alfred Beaujean

 

Audio Oktober 2000
Fast meditative Züge nimmt der langsame Satz des dritten Klaviertrios bei den Abeggs an. Die Musiker beweisen mit der abschließenden CD ihres Dvoráks-Zyklus, dass in diesen Trios mehr steckt als nur slawisches Musikantentum. Ganz seltsam klingen plötzlich die an Debussy erinnernden Akkord-Ostinati des Klaviers. Dvoráks Flucht aus der Folklore-Falle, wie der Covertext sehr schön formuliert, gelingt hier wirklich – dank der durchdacht disziplinierten Interpretation der Hannoveraner.
Matthias Wendt


Neue Zeitschrift für Musik
Antonin Dvorák wird gern als »böhmischer Erzmusikant« bezeichnet und das mit einem leicht despektierlichen Unterton. Man lobt den nationalen Ton von Dvoráks Musik und spricht ihr doch in gleichem Atemzug ihrer vermeintlichen Naivität halber, die kompositorische Qualität und die Fähigkeit zur »Tiefe« des Ausdrucks. In der vorliegenden CD-Einspielung mit dem Abegg Trio wird der Komponist Dvorák endlich nach Gebühr ernst genommen. Das spezifische Idiom Dvoráks verführt das Abegg Trio nirgends zu vordergründigem »Böhmakeln«. In der Interpretation des B- Dur-Klaviertrios op.21 meint man eine Synthese aus Beethovens männlichem Ernst, Schumanns Schwung und Schuberts lyrischem Kreisen und harmonischem Schweifen zu vernehmen. Nur im »Allegretto scherzando« mit seinem Polkaton darf nationales Kolorit deutlicher zum Tragen kommen.
Noch faszinierender gelingt dem Abegg Trio die Einspielung des allbekannten Dumky-Trios. Ulrich Beetz (Violine), Birgit Erichson (Cello) und Gerrit Zitterbart (Klavier) nehmen sich anfangs sogar noch mehr Freiheiten als die Partitur ohnehin gestattet. Fast überfallartig wirkt ihr Werkeinstieg, bevor sie in fahlem Verdämmern die Musik ins vorgeschriebene Lento maestoso einmünden lassen. Von gemütlichem Mittelmaß nichts zu spüren; die Ausdruckbereiche des Schnell-Tanzhaften und des Langsam-Balladesken werden auch in der Folge stark polarisiert. Die Musiker des Abegg Trios lassen sich Zeit für die Stellen kahler Ereignislosigkeit und stehender Klänge in Dvoráks Partitur, sie finden zu einer wunderbaren Erzählhaltung, deren Tempi sich je nach Gang der Handlung dramatisch zuspitzen können, um dann wieder in eine gelassene Ruhe einzumünden.
Die Mozarteinspielungen des Abegg Trios sind von der Fachkritik als »Referenzaufnahmen« bezeichnet worden. Gleiches kann man für die interpretatorische Leistung auf der vorliegenden Dvorák-CD sagen, der hoffentlich eine ebenso hochrangige Aufnahme der beiden anderen Dvorák-Klaviertrios folgen wird.
Gerhard Dietel


Classics today (USA) 2000
Interpretation 10 / Klang 10, Referenzaufnahme
It seems that Dvorák’s four piano trios are finally coming into their own on disc, and it’s about time. The F minor Trio Op.65 in particular gets my vote as the finest work in the medium since Beethoven, and the two early ones count among Dvorak’s most successful youthful productions. This second volume in the ABEGG Trio’s complete survey stands as one of the most lovely chamber music recordings that I have ever heard. The magnificent F minor Trio simply glows. The playing is so well balanced and so rhapsodically free, but at the same time finely detailed. Cellist Birgit Erichson phrases the first movement’s second subject with gorgeous, lyrical abandon, and the development section’s passionate climaxes have all the necessary intensity at no sacrifice of tonal beauty. Even more impressive: the players consistently maintain buoyant, aerated textures without compromising rhythmic precision. This pays huge dividends in the central movements, permitting the scherzo’s cross-rhythms and the Poco Adagio’s heartfelt simplicity of phrasing to emerge with effortless clarity. The early trio in G minor offers the same felicitous combination of virtues as the larger work, and Tacet’s sonics are marvelous. These performances are very different from the Suk Trio’s earthier, more heavily inflected performances (for Supraphon and Denon), but no less valid, and in fact represent a major contribution to our understanding of these endlessly inventive pieces. A magnificent achievement.
David Hurwitz


Bayerischer Rundfunk: CD-Tip Klassik 10/2000
Das Abegg Trio hat in der internationalen Kammermusikszene nicht nur einen ausgezeichneten Ruf, es hat auch ein Markenzeichen: die Titelbilder zu vielen seiner CDs stammen von Horst Janssen, dem 1995 verstorbenen Hamburger Zeichner und Grafiker mit dem so charakteristischen Strich. Das Cover auf den beiden neuen CDs mit Antonín Dvoráks Klaviertrios schmückt eine Zeichnung Janssens mit dem Titel »Bonjour Annette« - eine gläserne Vase mit weit aufgeblühten Annemonen, daneben ein Tintenfaß. Ein Sinnbild für Kreativität und Kunst und damit ein Sinnbild auch für das 1976 gegründete Abegg Trio (das sich übrigens nach den Abegg-Variationen op.1 von Robert Schumann benannt hat). Wobei - das zeigen auch diese Dvorák-Aufnahmen - Kreativität bei den Abeggs mehr mit stilsicherer Sorgfalt unterfüttert ist als mit spontaner musikantischer Spiellust. Das Dvorák-Klischee vom Komponisten, bei dem die »böhmische Seele«, oder was man landläufig dafür hält, greifbar ist, wird von diesem Trio nicht unbedingt bedient. Der Tiefe des Ausdrucks tut das keinerlei Abbruch - und daß Ulrich Beetz, Violine, Birgit Erichson, Violoncello und Gerrit Zitterbart, Klavier, ein Kammermusik-Ensemble der A-Klasse sind, stellen sie auch hier erneut unter Beweis. Schubert läßt grüßen und Brahms stand Pate bei den Klaviertrios Antonin Dvoráks, die zu den schönsten Werken dieser Kammermusikgattung im ausgehenden 19. Jahrhundert gehören. Stimmungsintensiv wie sie sind, spielt bei ihrer Interpretation gerade auch der Klang der Instrumente eine große Rolle. Auch in dieser Hinsicht kann das Abegg Trio einen Pluspunkt verbuchen. Ulrich Beetz und Birgit Erichson spielen auf alten Instrumenten: die Trios op.21 und op.90 auf Instrumenten aus dem 19. Jahrhundert; für die Trios op.26 und op.65 auf der CD Nummer 2 fiel ihre Wahl auf eine Geige Guamerius del Gesù, Cremona 1741, und ein Cello Matteo Goffriller, Venedig 1720. Und die grundsätzliche Entscheidung für einen Bösendorferflügel, der sich dem satten Streicherklang am besten anpaßt, geht auch diesmal auf: sinnliche Kraft, fein austariert.
Jürgen Seeger

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