Keine Ermüdung spürbar - Das Abegg Trio wird 30 Jahre alt

Ensemble Juni 2006 / Carsten Dürer

Ensemle-TitelbildHört man sich die fast 30 CDs des nach dem Opus 1 von Robert Schumann benannten Abegg Trios an, dann fällt auf, dass die Klangintensität und die Dichte des Klangs dieses Klaviertrios sich über die 30 Jahre seines Bestehens kaum geändert hat. Bemerkenswert, bedenkt man, wie viele Wechsel andere Trios der lange bestehenden Namen schon hinter sich haben. Doch wenn man Gerrit Zitterbart (Klavier), Ulrich Beetz (Violine) und Birgit Erichson (Violoncello) trifft, dann spürt man schnell, warum dieses Trio immer noch die Spannung zu halten imstande ist, warum es keine noch so entfernte Idee eines Wechsels innerhalb dieses Ensembles gibt: Man hat Spaß daran, gemeinsam zu musizieren, und man hat Spaß daran, Zeit zusammen zu verbringen gemeinsame Zeit mit Musik.


Die Anfänge

Als das Abegg Trio gegründet wurde, waren alle drei Mitglieder gerade am Ende ihres Studiums. Aber wie ist man eigentlich zusammengekommen und warum haben die beiden Streicher nicht ein Quartett oder Streichtrio als kammermusikalische Betätigung gewählt, sondern zielstrebig ein Klaviertrio? „Wir beide, Birgit und ich, wollten immer im Klaviertrio spielen. Aber nachdem wir vergeblich einige Anläufe mit Pianistinnen und Pianisten unternommen hatten, hörte Birgit Gerrit in einer Prüfung und zeigte ihn mir dann in der Mensa der Hochschule und sagte: „Das ist unser neuer Pianist“, so erinnert sich Ulrich Beetz. Das war 1976. Und Birgit Erichson ergänzt: „Ich hatte halt beschlossen, keine Pianistin mehr auszuprobieren, da ich die Nase gestrichen voll hatte. Die eine hat kurz vor einem Konzert alles hingeschmissen und ist in die Schweiz geflüchtet, die andere schmiss den Klaviaturdeckel zu und schrie: Ich bin doch eine gute Pianistin. Die nächste kam immer mit ihrem Freund, der bei den Proben saß. Als ich Gerrit bei einem Vorspiel hörte, war ich so begeistert, dass ich nur dachte: Hoffentlich macht der mit.“ Alle drei haben kurz darauf Konzertexamen gemacht. Wann aber kam der Schritt, dass man sich auf die Kammermusik versteifte und nicht versuchte jeweils als Solist weiter voranzukommen? „Das war ja niemals die Frage, da wir das einfach machen wollten“, erklärt Ulrich Beetz. „Natürlich war es uns wichtiger als andere Dinge, aber nicht als alles andere, denn uns war ja klar, dass wir auch unser Brot mit etwas anderem verdienen müssen“, erklärt Gerrit Zitterbart und führt fort: „Das Gute war, dass von Anfang an feststand, dass dieses Trio allen dreien gleich wichtig war. Und am Beginn eines solchen Trios bedeutet das ja auch zu investieren, an Zeit, an Aufwand...“ „Auch finanziell", fügt Erichson bei. „Für mich war es toll, dass Birgit und Uli schon lange Kammermusik miteinander gespielt hatten, also keine Streicherabstimmung brauchten. Das vereinfachte von Anfang an die Arbeit. Das heißt: Es gab immer die Streicher und dann kam ich dazu.“

Erst einmal ging es um den Repertoireaufbau. Und man hatte von Anfang an ernsthaft gearbeitet. „Früher gab es das Problem ja gar nicht“, erklärt Zitterbart, „da haben die Besetzungen in Streichquartetten beispielsweise selten oder nie gewechselt. Heute ist das anders, da wird schon einmal schnell gewechselt, wenn Probleme aufkommen.“ „Wir können ja gar nicht wechseln, dann ist das Trio ja nicht mehr vorhanden“, erklärt Birgit Erichson aus Überzeugung. „Zudem haben wir auch keinen Chef, kein Führungsproblem.“ sagt Zitterbart. Und Beetz fügt grinsend hinzu: „Es gibt nur wechselnde Mehrheiten.“ Das Bemerkenswerte ist, dass sich das Trio - so glauben sie selbst -   niemals wirklich geändert hat. Da stimmte einfach von der Balance und von der Klanglichkeit von Anfang an alles. „Das ist ein Glück“, sagt Zitterbart, „denn man muss niemanden irgendwohin bringen Die Ideen waren immer kongruent.“ „Bei Diskussionen haben wir auch gelernt, es auszuprobieren und es dann einfach stehen zu lassen. Bei späteren Proben löste sich das Problem von selbst. Wenn Sie aber fragen, warum Kammermusik, dann gibt es da eine einfache Antwort: Da wir wussten, dass wir uns nach dem Konzertexamen, vor dem wir ja damals standen, wahrscheinlich in alle Winde zerstreuen würden, mussten wir es genau zu diesem Zeitpunkt ausprobieren, ein festes Ensemble zu haben, und schauen, ob es hält.“ So die Cellistin. „Vor allem kann man ehrlich zueinander sein, wenn man es als junger Mensch noch gelernt hat. Wenn man dann später mit so genannten Kollegen zusammen spielt, fällt es einem viel schwerer, mal zu sagen: Du spielst da einfach falsch. Die Grundehrlichkeit gehört aber zum richtigen Musizieren einfach dazu“, meint Beetz. So empfehlen die Professoren Zitterbart und Beetz ihren heutigen Studenten: Wenn Kammermusik als zukünftige Idee, dann sollte man sich noch während des Studiums zu einem Ensemble zusammenschließen.

Der soziale Aspekt

„Innerhalb eines Trios ergibt ein Personalwechsel auch ein neues Trio, denke ich“, so meint Gerrit Zitterbart, „auch wenn ich nun auf unsere 30 Jahre zurückblicke und mir vorstelle, da wäre irgendwann einmal ein anderer hinzugekommen, dann hat der ja eine ganz andere Geschichte. Wir sind ja nicht nur musikalisch zusammen, sondern auch im sozialen Umfeld, bilden eine Gemeinschaft, reisen zusammen, verstehen uns.“ „Das Sozialverhalten, dass man lernt, sich zu integrieren, aber auch Führungsansprüche zu stellen, das macht doch die ganze Sache erst so richtig interessant. Wenn an manchen Musikhochschulen gelehrt wird, dass man nur drei verschiedene Kammermusikwerke lernen muss, dann ist das ja fast lächerlich, denn darum geht es ja nicht in erster Linie, sondern um alles zusammen“, so Ulrich Beetz. Zudem gibt er zu bedenken, dass Studien herausgefunden haben, dass Studenten, die Kammermusik spielen, später leichter und häufiger eine Orchesterstelle erhalten. Nicht aus spieltechnischen Gründen, sondern aufgrund des erlernten Sozialverhaltens.

Gerrit Zitterbart hatte eine weise Lehrerin zu Beginn seines Studiums, wie er findet: „Ich habe schon immer Kammermusik gespielt und wollte das auch immer. Im ersten Semester sagte mir meine Lehrerin dann: Du hörst jetzt auf mit der Kammermusik, denn die kannst du eh spielen. Du musst jetzt einfach üben. Also habe ich sechs bis sieben Semester nur allein geübt, habe nichts anderes mehr gemacht. Und das war genau richtig, ansonsten hätte ich mich verzettelt, hätte mit allen irgendetwas gemacht. Und dann war die Prüfung, die künstlerische Reifeprüfung das erste Mal, dass ich wieder Kammermusik spielte. So habe ich mit einer Violine gespielt, eine Martinu-Sonate, eine Brahms-Sonate. Und genau da kam Birgit herein - und so kam alles zustande„

Altes Instrumentarium

Neben dem Trio haben alle drei auch andere kammermusikalische Erfahrungen gesammelt. Ulrich Beetz vielleicht am intensivsten, mit dem Aufbau des Beetz Quartetts, das aber ausschließlich für den Rundfunk einspielte. Doch andere Grundkenntnisse sind da für die Entwicklung des Abegg Trios schon wichtiger gewesen: „Ich habe lange im Quartett Collegium Aureum gespielt, dem Quartett, das sich aus dem Collegium Aureum heraus bildete. Das war ja die Zeit, als Nikolaus Harnoncourt mit seinem Concentus Musicus begann. Diese beiden Ensembles haben dann auch angefangen, sich mit der historischen Aufführungspraxis zu beschäftigen. Das heißt, wir haben dann auch angefangen mit Darmsaiten zu spielen, auf Kurzhalsgeigen. Die Bläser gingen auf Schlösser, um historische Instrumente zu finden. Die waren damals natürlich in einem schrecklich schlechten Zustand. Und zu dieser Zeit begannen ja gerade für die Bläser die Instrumentenbauer erst mit den Nachbauten historischer Instrumente.“ Ulrich Beetz erklärt hier eine Zeit, die spannend war, aber nun auch das Abegg Trio mit langer Nachzeitwirkung eingeholt hat. Denn nachdem zahlreiche Einspielungen immer auf den so genannten modernen Instrumenten eingespielt wurden (sieht man einmal davon ab, dass die Streicher selbstverständlich Instrumente aus vergangenen Tagen benutzen, die aber auf die heutigen Bedürfnisse abgestimmt sind), ist das Trio mehr und mehr auf das Zusammenspiel auf historischen Instrumenten eingegangen. „Damals gab es aber für die Pianisten auch nur die Originalinstrumente. Jetzt wachen ja viele Pianisten erst auf und interessieren sich für historische Instrumente“, sagt Gerrit Zitterbart und erklärt weiter: „Es gibt aber auch erst seit circa 15 bis 20 Jahren überhaupt gute Nachbauten historischer Hammerflügel. Cembali gab es natürlich eher. Aber die Klavierbauer brauchten eine Weile, da sie irgendwie zeitlich zu nah am heutigen Klavier dran waren. So ist das Klavier eigentlich das letzte Instrument, das den Schritt in die Vergangenheit zu seinen Vorläufern macht. Und so sind wir jetzt auch mit dem Trio dahin gekommen, dass wir sagten: Das machen wir jetzt mal.“ Allerdings wollte man nicht   wie so oft schon geschehen   mit Haydn oder Mozart beginnen, sondern hat sich die Romantik vorgenommen, nämlich Brahms' Horntrio Es Dur Op. 40 und dessen Trio nach dem Sextett G Dur Op. 36. Allerdings sind die Streichinstrumente schon passend: Birgit Erichson spielt ein Cello von 1747 und die Geige von 1821. Die Trios sind 1864 entstanden, also passend zu den Instrumenten, auch wenn das Cello vielleicht schon etwas zu alt ist. Als Hammerflügel hat man dazu einen originalen Baptist-Streicher-Flügel hinzugefügt.

Gerrit Zitterbart erklärt, wie er zu den historischen Instrumenten gefunden hat: „Nach einem kurzen Ausflug zum Cembalo im Studium hatte ich ja nie mehr einen Zugang zu historischen Instrumenten gefunden. Aber eines Tages kam eine Studentin von mir, die bei einem anderen Lehrer Hammerflügel studierte und bei mir Klavier. Und plötzlich bemerkte ich, wie viel Interessantes im Spiel dieser Instrumente steckt. Und so kaufte ich mir einen Hammerflügel und begann mich damit zu beschäftigen.“ Allmählich kam immer mehr, kamen auch immer mehr Instrumente hinzu, so beispielsweise ein rarer Tangentenflügel, mit dem man gerade eine neue CD mit einem frühen Mozart-Trio einspielt, passend zu weiteren Früh-Werken des Salzburger Meisters eine Silbermann Kopie. „Und dann hat Gerrit uns nach und nach überzeugt“, erklärt Birgit Erichson und meint damit das Spiel auf historischen Instrumenten. Und das, obwohl Gerrit Zitterbart eigentlich der Letzte des Trios war, der einen direkten Zugang zu dieser Musik gefunden hat. Doch Erichson will auch klarstellen: „Aber wir möchten dennoch Wert darauf legen, dass wir nun nicht den Ensembles, die sich immer schon mit Alter Musik und dem historischen Spiel beschäftigten, Konkurrenz machen wollen. Da wollen wir uns gar nicht einmischen. Wir waren einfach glücklich mit dem Instrument, das uns im Krozinger Schloss zur Verfügung stand und hörten dann, dass die Durchsichtigkeit mit dem historischen Horn und der Geige auf einmal ganz anders war. Und jetzt machen wir auch Mozart mit den historischen Instrumenten, zum einen weil Mozart Jahr ist, zum anderen aber auch, weil wir diese Trios noch nicht eingespielt haben.“ Ulrich Beetz versucht noch deutlicher zu klären und zu erklären: „Wir sind begeistert von den klanglichen Möglichkeiten mit alten Instrumenten, aber wir sind keine Puristen. Wir machen halt beides. Wenn man die Relation des Klanges mit alten Instrumenten kennen lernt dann lernt man auch, dass die Komponisten in der Relation dieses Klanges gedacht haben. Wenn man also plötzlich merkt, dass man als Streicher nicht gegen, sondern mit einem Flügel spielt, dann ist das schon ein tolles Erlebnis. Und man nimmt vieles mit aus diesen Erfahrungen, wenn man wieder auf ein modernes Instrumentarium wechselt.“ Zudem glaubt er auch daran, dass der Interessenkreis sich für dieses Klangbild mit historischen Instrumenten, vor allem auch für die Musik der Klassik und Romantik, stark in den nächsten Jahrzehnten erweitern wird. „Zudem muss man sehen, wie ein Decrescendo bei Schubert notiert ist, um überhaupt zu verstehen, wie er es meinte. Und da helfen auch keine Urtext Ausgaben, denn die sind alle nicht genau, wenn man mal in die Autografe schaut“, meint Gerrit Zitterbart. „Da kommen wir im Grunde immer wieder an den Punkt, der uns auch interessiert. in die Tiefe der Werke und die Ideen der Komponisten einzudringen. Und da waren die alten Instrumente eigentlich nur noch ein logischer Schritt in diese Richtung. Dann begann alles mit dem Horn Trio von Brahms. Ulrich sagte plötzlich: Wenn wir schon mit einem Naturhorn spielen wollen, dann probiere ich es auch mit Darmsaiten. Und dann schaute ich im Internet, wo ich einen Flügel herbekommen könnte, der zu der Zeit des Entstehens passte. Und so kam ich auf den Streicher-Flügel im Schloss Bad Krozingen. Der war allerdings nicht transportabel, also entschlossen wir uns dazu, dort aufzunehmen.“ So weit der Beginn der Geschichte der Werke für die neue CD. Dann kam man schnell auch auf das Klarinettentrio von Brahms, für das man einen Klarinettisten mit einem historischem Nachbau der Mühlfeld-Klarinette fand. „Allerdings mussten wir dafür einen anderen Flügel finden, da die Zeit der Entstehung dann später war“, erklärt Gerrit Zitterbart. „Das Tolle ist, dass Gerrit da schon wahnsinnig viel Ahnung hat und darauf achtet, dass die Instrumente absolut zu den Werken der Zeit passen“, findet Birgit Erichson. „Denn es gibt auch viele CDs mit historischen Instrumenten. Aber wenn man dann genau hinschaut, wann die Werke geschrieben wurden, und aus welchen Jahren die Instrumente stammen, dann passt es halt doch nicht. Auch wenn wir das Mozart-Divertimento nun zu den Trios KV 10 - 15 aufnehmen, dann holt Gerrit einfach den Tangentenflügel aus Brüssel, der nun absolut passt.“ Und Zitterbart erklärt auch noch, dass man mit diesen Instrumenten plötzlich erkennt, warum auch das Cello eine so wichtige Rolle in diesen Werken spielt: Weil der Bass der frühen Klaviere nicht stark genug ist und vom Celloklang unterstützt wird. Und Ulrich Beetz dazu: „Und ich glaube auch, dass die Komponisten einfach mit den Klangvorstellungen der Instrumente arbeiteten und schrieben und nicht losgelöst von diesen.“

Der Trio-Klang

Grundsätzlich hat man im Bereich der Wahl des Flügels immer schon deutliche Akzente gesetzt. So hat man fast alle CD-Einspielungen mit einem besonderen Bösendorfer-Flügel gespielt, da alle drei der Ansicht sind, dass sich dieser Flügelklang am besten mit dem der beiden Streicher verbindet beziehungsweise sich transparenter zu diesen verhält. Dennoch gibt man zu, dass auf Konzertreisen gute Steinway & Sons-Flügel ebenso zu finden sind wie ab und zu auch schlechte Bösendorfer-Instrumente. Doch da ist man nun an einem der Knackpunkte des Erfolges des Abegg Trios angelangt: „Wir haben uns von Anfang an kaum mehr klanglich verändert, wir haben nur mehr an den Details arbeiten können. Ansonsten haben wir von Anfang an auch unsere eigene Schule gestaltet. Ich glaube nicht, dass wir uns wirklich verändert haben. Ein Werk ist transparenter geworden, und viel differenzierter zu spielen, als wir es am Beginn spielen konnten, da wir nun schon so lange mit diesem Werk umgehen“, meint Zitterbart. Der Klang ist geschlossen, dicht wie man sagt. Und das macht die Besonderheit des unverwechselbaren Klangbildes des Abegg Trios aus: „Wir wollen unseren Klang ja verschmelzen, so dass man nicht mehr hört, dass es drei Leute sind, die da spielen, vor allem nicht, was die Streicher angeht“, erklärt Zitterbart. Die Idee, dass drei Solisten erkennbar bleiben müssen, können die Mitglieder des Abegg Trios nicht nachvollziehen. „Das Ziel soll die Verschmelzung sein, nicht die Aufsplittung des Klangs“, sagt der Pianist noch. Das gemeinsame Atmen ist hier nicht Programm, sondern eine Selbstverständlichkeit.

Ein Rezensent hat den Klang des Abegg Trios einmal als Klang der „alten Schule“ bezeichnet. Damit konfrontiert, ist die erste Reaktion von Zitterbart: „Huch, wer hat das denn geschrieben?“ Aber Birgit Erichson fügt hinzu: „Nun, insofern, dass wir nicht auf Showeffekte Wert legen, mag das stimmen.“ Und Zitterbart: „Das ist vielleicht unmodern, so zu spielen, aber ich würde das nicht als „alte Schule“ bezeichnen.“ Und Ulrich Beetz bringt es auf den Punkt: „Wissen Sie, wenn man heute einer Dame in den Mantel hilft, spricht man ja auch von alter Schule. Aber das ist ja auch ein Verhalten, das Respekt ausdrückt. Und wenn man das auf unser Ensemble überträgt, dann könnte man sagen, dass wir uns bemühen, der Komposition und dem Komponisten den nötigen Respekt entgegenzubringen und das Spiel nicht als Selbstdarstellung zu benutzen. Dann ist es alte Schule, aber im positiven Sinne, wie ich denke.“

Trio-Vorbild, auch in klanglicher Hinsicht, war lange Zeit das Beaux Arts Trio. „Bei allen Lehrern, bei denen wir auch Kurse gemacht haben, hat uns sicherlich György Sebok fasziniert“ erklärt Birgit Erichson. „Und wer auch viel beigebracht hat, auch wenn es zum Teil sehr deutsch und sehr hart im Umgang war, war Carl Seemann, mit dem wir gearbeitet haben", gibt Gerrit Zitterbart zu bedenken. Wenn man die Frage danach stellt, ob es noch so langer Zeit noch Werke gibt, die das Trio noch nicht gespielt hat, erhält man einen mitleidigen Blick und die profane Antwort von Gerrit Zitterbart „Wissen Sie eigentlich, wie viele Klaviertrios es gibt? 6000.“ Und Beetz fügt hinzu: „Und das sind nur die, im Druck erschienen sind.“ Doch die bekannten großen Werke hat man fast komplett gespielt. „Noch haben wir nicht alle Haydn Trios, noch keinen Pfitzner und kein Saint-Saens gespielt, aber ansonsten schon sehr viel“, sagt Erichson.

Das Trio spielt heutzutage bis zu 60 Konzerte im Jahr, eine immense Anzahl. Und momentan spielt man höchstens ein Drittel der Konzerte auf historischen Instrumenten, aber ansonsten bleibt es beim modernen Instrumentarium, bleibt es auch bei der Mischung von Literatur aus Klassik und Romantik, aber auch immer zeitgenössischer Literatur. So ist der Komponist Michael Obst gerade vom Trio gebeten worden, ein neues Werk zum 30. Geburtstag zu schreiben. Es bleibt also spannend mit dem Abegg Trio, in Hinsicht auf das Klangerlebnis und in Hinsicht auf Werkgestaltungen. Man trifft allerdings nur selten ein Ensemble, bei dem man das Gefühl hat, dass die Ensemble-Mitglieder einander wir wirklich so stark und intensiv verstehen und mögen wie in diesem Trio.

Carsten Dürer